Grafengeschichte

Die Pückler von Groditz waren ein altes schlesisches Geschlecht, über das seit dem 14. Jahrhundert genauere Angaben existieren und die sich bis ins Jahr 1500 ebenfalls „Pöckler“ nannten. 1559 stellte Herzog Georg in Schlesien das Ritterdiplom für Caspar von Groditz mit dem Greif als Wappentier aus. Runde hundert Jahre später wurde ein Nachfahre, Georg Pückler von Groditz, durch Kaiser Ferdinand III. 1655 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben.

Die Wappen veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte.
Foto: Wolf-Dieter Mellmann

Als Georgs ältester Sohn, Karl Franz Freiherr Pückler von Groditz, markgräflich brandenburg-bayerischer Geheimratspräsident und Landeshauptmann zu Neustadt/Aisch, durch seine Heirat mit Anna Cordula Freiin von Kresser im Jahre 1676 Herr auf Burgfarrnbach, Brunn und Tanzenhaidt wurde, entwickelte sich die fränkische Linie derer von Pückler. Karl Franz wurde mit Urkunde vom 10. Mai 1690 zum Reichsgrafen erhoben. Nach seinem Tod setzten erste Erbstreitigkeiten um den Burgfarrnbacher Besitz ein, der das damalige Wasserschloss mit einschloss. Im Jahre 1709 erreichte der junge Graf Christian in Ansbach die Ausstellung eines Lehensbriefes für den Unteren Sitz. Drei Jahre später wurde auch der Obere Sitz von der Domprobstei Bamberg als Lehen erworben.

Urkunde zur Erhebung in den Grafenstand. Foto: Mellmann

1734 wurde der Schlossanlage der Marstall als Witwensitz hinzugefügt, der später auch Verwaltungsräume aufnehmen musste. Als Graf Christian Wilhelm Karl im Jahre 1737 Caroline Christiane Gräfin von Löwenstein-Wertheim heiratete, erwarb er gleichzeitig einen Anteil an der reichsständischen Grafschaft Limpurg. Das pücklersche Familienwappen mit seinem gekrönten schwarzen Adler und den gevierteten Adlerschwingen wurde nun um die limpurgischen silbernen Heerkolben und Spitzen ergänzt. Von den neun aus dieser Ehe hervorgegangenen Kindern bildeten die drei Söhne Friedrich Philipp Karl, Christian Wilhelm Karl und Christian Karl Alexander August als regierende Grafen die erste Condominatsherrschaft.

Der Älteste, Graf Friedrich, Herr auf Burgfarrnbach und Limpurg, heiratete in zweiter Ehe die Freiin Louise Ernestine von Gaisberg-Helfenberg. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor, aus denen mit Karl Alexander, Friedrich Karl Ludwig Franz und Ludwig Karl Maximilian die zweite Condominatsherrschaft über Burgfarrnbach erwuchs.

Als Reichsgrafen waren die von Pückler-Limpurg unmittelbar dem Kaiser unterstellt. Sie verfügten über Sitz und Stimme auf dem Reichstag und gehörten dem fränkischen Reichsgrafenkollegium an. Die von Pückler-Limpurg waren als Grundherren auf ihrem Besitz zugleich die Patrimonialherren. Dies bedeutet, dass sie als Richter über zivile Streitigkeiten, kleinere Strafsachen u.a. entscheiden konnten. Innerhalb eines (kleineren) festgelegten Gerichtsbezirks waren sie zudem Herren über Leben und Tod – sie hatten die Hochgerichtsbarkeit inne (auch Blutgerichtsbarkeit genannt). Neben zahlreichen Rechten, ergab sich daraus auch die Verpflichtung ihren Untertanen – den Grundholden – Schutz und Sicherheit zu bieten.

Diese massiven Handschellen und Ketten loszuwerden, dürfte den Gefangenen schwer gefallen sein.

Foto: Wolf-Dieter Mellmann


Nicht nur entsprechende Verliese, sondern auch Waffen und Handschellen gehörten zum Inventar einer gut ausgestatteten Burg. Die Handschellen wurden nicht nur beim Transport der Gefangenen eingesetzt, sondern teilweise auch in den Zellen an der Wand befestigt, so dass die Bewegungsfreiheit des Gefangenen noch mehr eingeschränkt war. Auf diese Weise konnten sich Wärter, Verhörspezialisten oder Geistliche in der Zelle aufhalten, ohne Gefahr zu laufen angegriffen zu werden.

Als wegen Baufälligkeit des alten Wasserschlosses 1830 mit dem Neubau des heutigen klassizistischen Schlosses begonnen wurde, zog sich Graf Karl Alexander von den Amtsgeschäften zurück und verließ das Condominat mit Abtretungsurkunde von 1833. Für eine lebenslange Rente überließ er seinen beiden Brüdern die Alleinherrschaft über das Rittergut Burgfarrnbach und alle anderen Besitztümer.

Der Stammbaum der Familie. Foto: Ruth Kollinger

Unter den beiden Brüdern teilte sich das fränkische Haus Pückler in zwei Linien: Die Linie Friedrich bewohnte dabei fortan den Ostteil des Burgfarrnbacher Schlosses. Der aus dieser Linie hervorgegangene Enkel Karl verehelichte sich im Jahre 1887 nicht standesgemäß und verzichtete daraufhin auf seine Stellung als Familienoberhaupt und den Familienbesitz.

Der Linie Ludwig entstammten vierzehn Kinder, Erbgraf wurde Ludwig August Karl Friedrich Ernst Georg, der 1825 Herr auf Burgfarrnbach, Brunn, Tanzenhaidt, Dettendorf und Waldsachsen wurde. Ab 1893 war er auch Haupt der Gesamtfamilie und Majoratsherr der limpurgischen Fideicommisgüter in Württemberg, verzichtete aber zugunsten seines Sohnes Gottfried Wilhelm Maximilian (geb. 1871) auf seine Rechte. Seine Töchter Sophie und Anna lebten zeitlebens in Burgfarrnbach und blieben unverheiratet. Graf Gottfried heiratete 1898 Adele Luise Mathilde Jenny Helene Prinzessin zu Hohenlohe-Ingelfingen, doch die Verbindung blieb kinderlos. Als Graf Gottfried 1957 verstarb, war die Linie der Grafen Pückler-Limpurg erloschen.


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